Das Fluesterhaus [13.11.14] by Lesley Turney

Das Fluesterhaus [13.11.14] by Lesley Turney

Autor:Lesley Turney [Turney, Lesley]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492967297
Google: swarBAAAQBAJ
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-10-12T22:00:00+00:00


VIERZIG

In Sheffield, wo es in den Geschäften noch ein breites Sortiment an Waren gab, hatte Annie Garnelen, geräucherten Schellfisch, Zuckermais und Sahne gekauft. Wieder zu Hause kochte sie daraus nach einem recht aufwendigen Rezept ein Fish Chowder. Die dickflüssige, sämige Fischsuppe stand in einem Topf auf dem Herd und duftete köstlich. Zum Nachtisch hatte Annie eine Rhabarbercreme vorbereitet, die sie zum Abkühlen ins Gefrierfach stellte.

Elizabeth übernachtete bei einer Freundin, und Ethel und Mrs Miller hatten bereits gegessen, sodass Annie und William allein sein würden. Sie deckte den Tisch hübsch ein und zündete eine Kerze an. Dann klopfte sie an die Tür des Arbeitszimmers und öffnete sie. William war in irgendwelche Unterlagen vertieft. Als Annie hereinkam, legte er sie mit der Oberseite nach unten auf den Schreibtisch. Seine Haut war aschfahl vor Müdigkeit, seine Augen gerötet. Wie üblich trug er Kleidung in gedeckten Farben, immerzu die gleichen Grau- und Beigetöne. Er war so anders als Tom.

Hör auf! Hör auf, William mit Tom zu vergleichen, dachte sie. Es ist nicht Williams Schuld, dass er älter ist. Nichts ist seine Schuld.

»Das Abendessen ist fertig«, sagte sie.

»Gut.« Er legte einen Aktenordner auf die Papiere, die er gelesen hatte, um sie vor ihr zu verbergen.

»Was sind das für Unterlagen, William?«

»Ach, nichts.«

»Warum willst du nicht, dass ich sie sehe?« Sie streckte die Hand aus, als wollte sie nach den Papieren greifen, aber er hielt sie fest, umfasste ihr Handgelenk und legte die Papiere weg.

»Du weißt, dass meine Arbeit vertraulich ist«, sagte er.

»Ich bin deine Frau. Du solltest keine Geheimnisse vor mir haben.« Im selben Moment fiel Annie die Ironie ihrer Worte auf. Sie drehte sich um und rieb ihr Handgelenk. »Gut, ich stell dann das Essen auf den Tisch«, sagte sie. »Ich habe ein Fish Chowder gemacht. Auf die Art, wie du es am liebsten magst.«

Er antwortete nicht, aber kurz darauf folgte er ihr wortlos und setzte sich an den Tisch. William brach ein Stück vom Brotlaib ab, bestrich es mit Butter und begann, seine Suppe zu essen, wobei er den Löffel am Rand der Schüssel abstreifte und ihn dann auf seine pedantische Art zum Mund führte. Annie probierte ihre Suppe. Sie war kräftig gewürzt und schmeckte rauchig, zu fischig für ihren Geschmack.

»Schmeckt sie dir?«

»Ja, sie ist gut.«

»Das Rezept ist von Keith Floyd.«

»Von wem?«

»Diesem Fernsehkoch, du weißt schon, der beim Kochen immer Wein trinkt.«

»Nein, den kenne ich nicht.«

Nein, natürlich nicht, wie solltest du ihn auch kennen, da du doch nie fernsiehst, dachte sie. Für solch banale Dinge interessierst du dich ja nicht.

»Tut mir leid, wenn ich eben ein bisschen überreagiert habe«, sagte William. »Entschuldige bitte.«

»Schau, William, es besteht kein Grund, so formell zu sein, ich bin schließlich deine Frau.«

Er tupfte sich mit seiner Serviette die Lippen ab, ohne sie anzusehen. Bildete sie es sich ein, oder hatte sich sein Verhalten ihr gegenüber verändert? Hatte er sich verändert?

»Ich bin ein bisschen aufgewühlt«, sagte William.

Annie wollte gerade den Löffel zum Mund führen und hielt auf halbem Weg inne. »Warum?«

Er aß weiter, ohne Annie anzusehen, als müsste er sich ganz aufs Essen konzentrieren.



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